27.10.2010

Eine neue Perlenkette der Gedanken

Abrissbirne im Kopf. Bumm. Wieder fällt ein altes Gebäude. Staub wirbelt auf, versucht die Struktur zu erhalten, doch die Synapsenverbindungen sind schon durchtrennt. Mit lautem Getöse wehrt sich der Schutt gegen das Wegräumen.

Durchzuführende Gedankenaktionen:

Rekombination
Gedankensprung

Der Schöpfer in dieser uralten Geschichte hatte es da wesentlich leichter. Reiner Geist über brodelndem Chaos. Aber wie funktioniert das bei mir? Wie schaffe ich es Leere zu produzieren? Wie krieche ich vorurteilslos in die Leere?

Ich bin nicht hier - verliere mich in einem Raum aus saugendem Grau, spüre körperlich, wie mein Geist immer tiefer auf den Boden sinkt und zwischen den Ritzen der Bretter verschwindet. Bleibt hier, ihr nutzlosen Gedanken. Es ist ein innerer Aufschrei, niemand hört ihn, trotzdem ist er da.

Dann verschwimmt alles. Als ich wieder die Augen öffne, fällt Nacht vom Himmel. Überrascht setze ich mich auf. Doch nichts bewegt sich, nicht in meinem Kopf, nichts in der realen Welt. Schatten, da sind Schatten. Ich fange an ganz schnell mit den Augen zu blinzeln und erkenne die Umrisse. Es sind die alten Gedanken, die sich zusammen scharren und für eine Bleibe-Recht demonstrieren. Vornweg ihr Anführer. Er hat ein Plakat in der Hand. Ich versuche die Schrift zu entziffern, aber die Symbole sind mir unbekannt. Vorsichtig strecke ich meine Hände nach dem Schild aus. Ich will es näher heranzuziehen, als es in einer Laute-Explosion zerspringt. In dem Durcheinander der Töne kann ich nur einen Satz verstehen:

Wir waren zuerst da.
Wir waren zuerst da.

Aus den Augenwinkeln beobachte ich wie sich am Horizont ein Gewitter zusammenbraut. Wolken werden zusammengeknüllt, aufeinandergestapelt und mit Schmutzig-Farbe bemalt. Erst ein Hauch, dann immer stärker wird meine Haut mit kaltem Wind, eiskaltem Wind gepeitscht. Immer schärfer und wilder bläst er, treibt die Gerippe überkommener Vorstellungen vor sich her. Donnerschlag. In meinem Kopf dröhnt es. Er übertönt das Gekreische dieser alten, verbrauchten Gedanken und ehrfurchtsvoll verstummen sie.

Dann kommt der Blitz - grell und rotglühend schlägt er in meinen Kopf ein. HEUREKA.

Plötzlich ist es dunkel. Ich denke weiter, ich ergebe mich dem Gedankenfluß. Eine Rose tritt in mein Gesichtsfeld und verneigt sich. Auf ihren Blättern ist etwas eingraviert, aber es ist so winzig klein geschrieben, dass ich mir meine Brille aufsetzen muß. Dann endlich werden die Kricksel zu sinnvollen Buchstaben und überrascht lese ich: Ich bin die neue Idee.

Jede Art von Kreativität ist per Definition eine Grenzverletzung. Aber diese Grenzen sind dehnbar, will sagen, wie aus Gummiband, sie geben nach. Und manchmal gibt es Türen in dieser Grenze. Wie oft schon habe ich gedacht, ja, da ist eine Tür, ein Ausweg, ein Ausgang aus den alten, verwesenden Gedanken.

Ich öffnete die Tür und fand das CHAOS. Brodelnd, wild, wirbelnd.

Damals wusste ich noch nicht, was ich bin und welchen Zweck dieses Chaos hat. Heute ist das anders. Doch dies ist eine andere Gedankenkette.

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